Professor Knape schämt sich immer noch nicht, wird aber unfreiwillig komisch

Von Thomas Ziegner

Als sei alles in Ordnung, alle Empörung unberechtigt: Klammheimlich und hastig hat das Seminar für Allgemeine Rhetorik in der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 2017  den Eintrag unter Rede des Jahres 1998 auf seiner Website korrigiert. Bis dahin prangten dort, eine veritable Jury bildend, Namen von honetten Wissenschaftlern wie Prof. Knape,dem jetzigen Chefrhetoriker.  Sie gaben ihren Namen her, obwohl sie naturgemäß wussten, dass der damalige Chef Gert Ueding das Unternehmen aus PR-Gründen im Alleingang inszenierte, die Beteiligung von Kollegen nur fingierte. Das Schwäbische Tagblatt Tübingen ertappte den Publicity-Gauner, die Stuttgarter Zeitung setzte nach und die jüdische Website haGalil charakterisierte die Figur Ueding schlicht als “Trittbrettfahrer der Bubis-Walser-Kontroverse”.

Nun also, nach drei oder vier Glossen von brouillon.art, hat jemand den Prof. Knape veranlasst, die Fälschung zu korrigieren. Vielleicht sah er sich auch selbst veranlasst. Treuherzig mailt heute, am 19. Dezember, eine Pressereferentin der Universität an uns: “Nach unseren Informationen sind die Vorgänge von damals als Teil der Institutsgeschichte aufgearbeitet worden – es ist bekannt, dass die Verleihung im Alleingang von Prof. Ueding geschah. Die Jury hat sich bewusst entschieden, die damalige Verleihung dennoch in der Aufzählung auf der Homepage zu belassen, eben um nicht “Geschichtsklittterung zu begehen. (unter Jury ist nur der Name von Prof. Ueding aufgeführt).”

Verstehen wir das richtig: Bis zum 18. Dezember gab es Geschichtsklitterung oder Falschinformation oder eine Art von literarischer Urkundenfälschung, jahrelang, und dann entschied irgendwer,  jetzt sei aber Schluss ? Jedenfalls verfügen die Tübinger Rhetoriker über ein Alleinstellungsmerkmal. Ihr Seminar dürfte die weltweit einzige Institution mit Anspruch auf Seriosität sein,  die allen Ernstes eine Ein-Mann-Jury präsentiert. Wir dachten bisher, das sei so unsinnig wie ein Ein-Mann-Chor, dachten beim Begriff Jury an eine Gruppe, oder ein Kollegium von Fachleuten. Nein, falsch. Es steht nun tatsächlich auf der Homepage des Seminars.  Jury: Prof.Dr. Gert Ueding. Sonst niemand. Das sollen die Herren mal ihren Studenten erklären. Es wirkt unfreiwillig komisch, liegt wahrscheinlich an der Hastigkeit und Nervosität, mit der korrigiert wurde. Und der Pressereferentin ist dann aufgetragen worden (“nach unseren Informationen”), den lästigen Fragestellern zu sagen, es sei doch alles in Ordnung.

Professor Knape still does not feel ashamed, but he becomes involuntarily funny

(As if everything were all right, all outrage unjustified: Muddy and hasty, the Seminar for General Rhetoric in the night of 18 to 19 December 2017 corrected the entry under Speech of the Year 1998 on its website. Until then, the name of most honest scientists such as Prof. Knape, the current chief rhetorician, was there, forming a veritable jury. They gave their name, although they knew of course that the then boss Gert Uedingmade up the prize for PR reasons alone, that the participation of colleagues was only faked. The Swabian Tagblatt Tübingen caught the publicity rogue, the Stuttgarter Zeitung continued, and the Jewish website haGalil simply characterized the character Ueding as a “free rider of the Bubis-Walser controversy”.

So now, after three or four glosses from brouillon.art, someone has led Professor Knape to correct the fake. Maybe he sawthe urgent necessity himself. Treuherzig(playing innocent and trustworthy)today, on 19 December, a press officer of the University emailed to us: “According to our information, the events of that time have been worked up as part of the history of the Institute – it is known that the award was made up by Prof. Ueding. The jury has deliberately decided to leave the then award ceremony in the list on the homepage, just not to commit “Geschichtsklittterung. (The jury only lists the name of Prof. Ueding). “

Do we understand that correctly? Until December 18, there was history clutter or misinformation or some kind of literary document forgery, for years, and then someone decided, but now it’s over? In any case, the Tübingen rhetoricians have a unique selling proposition. Their seminar is likely to be the only institution in the world that claims to be respectable, which in all seriousness presents a one-person jury. We used to think that was as nonsensical as a one-man choir, thought the term jury signifies a group, or a college of professionals. No, wrong. It is actually on the homepage of the seminar. “Jury: Prof.Dr. Gert Ueding”. No one else. The gentlemen are supposed to explain this to their students. It seems involuntarily funny, probably due to the hastiness and nervousness with which the website was corrected. And the press officer then was told (“according to our information”) to tell the annoying questioners that everything was alright.)