Dissertation ging Tübinger Fälschern auf den Leim

Von Thomas Ziegner

Wir werden ja dessen allmählich müde, aber soviel Zeit muss sein: Die sagen wir mal literarische Urkundenfälschung des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen hat tatsächlich Eingang in eine (sehr lesenswerte) Dissertation* gefunden. Die Autorin hebt hervor, Walser habe den Preis für die “Rede des Jahres” erhalten, von den Tübinger Rhetorikern, zitiert aus der Begründung und zählt die angeblichen Juroren auf, die auf der Homepage des Seminars vermerkt waren (bis sie nach den jüngsten brouillon.art Glosssen kurios genug geändert wurde).

Schödel nennt also, und jetzt werden wir die Namen auch öffentlich machen: “Prof. Dr. Joachim Knape, Boris Kositzke, Olaf Kramer, Prof. Dr. Gert Ueding und Peter Weit”. Dabei, inzwischen spricht es sich herum, gab es gar keine Jury, war die ganze gaunerische Gschicht ein hundsordinärer PR-Coup von Ueding allein. Aber nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, hofften die Rhetoriker auf die notorische Vergesslichkeit des Publikums, frisierten ihre Homepage und schon schien alles in Ordnung, kam ihre schamlose Lüge gar zu Dissertationsehren. So werden Legenden gestrickt. Wir haben ein Auskunftsersuchen ans Seminar und die Universität gerichtet und warten immer noch auf Antwort.

Ach so: Der damals, 1998, subalterne Olaf Kramer ist nun geschäftsführender Direktor des Seminars.

* Kathrin Schödel: Literarisches versus politisches Gedächtnis? Dissertation Uni-Erlangen-Nürnberg, 2010