Heute vor achtzig Jahren

Auf Initiative von US-Präsident Franklin D. Roosevelt tagte vom 6. bis zum 15. Juli 1938 die internationale Flüchtlingskonferenz in Evian-les-Bains.(…) Einberufen wurde sie zur Verhandlung der von Deutschland staatsterroristisch erzwungenen Frage, wie rund 500.000 deutschen und österreichischen Juden die Emigration ermöglicht werden könne.

Götz Aly, Europa gegen die Juden 1880 – 1945, Frankfurt 2017, S. 280

Deutsches Reich: Die ohnehin prekäre Lage der als Juden designierten und schon weitgehend entrechteten Menschen verschärft sich während des Jahres 1938 tödlich. Am 1. Januar wird ihnen das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften, Handwerksbetrieben und Anbieten von Waren und Dienstleistungen verboten. Nach den Nürnberger Gesetzen als Juden geltende Ärzte werden von der Ersatzkassenpraxis ausgeschlossen.

Mit dem triumphalen Einmarsch Hitlers in Österreich wird die Enteignung, die Plünderung jüdischen Eigentums beschleunigt – Saul Friedländer und andere sprechen vom „Modell Österreich“. (Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Band 1, München 1998, S. 262 ff).

Eine Chronik-Montage bietet nun das Leo Baeck Institut:

„Wie lässt sich 80 Jahre nach den Ereignissen von 1938 dieses Wechselbad der Gefühle aus Schrecken und Überrumpelung begreifen, das die Betroffenen unter dem NS-Regime erlebten? Eine äußerst aussagekräftige Methode ist es, die Briefe, Tagebücher und Fotografien zu betrachten, die von deutschsprachigen Juden und ihren Familien bewahrt wurden. Unter Verwendung von Dokumenten aus unseren Archiven und zahlreicher Partnerinstitutionen wird das Leo Baeck Institut – New York | Berlin (LBI) diese Seite mit persönlichen Geschichten erweitern – eine für jeden Tag im Jahr 1938. Diese Materialien zeigen das breite Spektrum an Reaktionen und Emotionen, das Einzelpersonen und Familien durchlebten, während sie sich bemühten, aus Deutschland und Österreich zu fliehen, um zu überleben. Entlang der Kalendereinträge werden bedeutsame Weltereignisse beschrieben und liefern den historischen Kontext der individuellen Geschichten.“

Projekt 1938

Redaktion Brouillon