Korruption als Usance: Das Tübinger Seminar für Allgemeine Rhetorik

Ein alter Schulfreund, der’s mir gut meint,

tut was für mich im Ministerium…

Gerhard Bronner/Helmut Qualtinger: “Der Arrivierziger”

Von Sepp Zeitblom und Thomas Ziegner

 

Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium, geleitet von der grünen Frau Minister Theresia Bauer, ist anscheinend fest entschlossen, nix zu wissen. Die Damen und Herren stellen sich dumm.

Ungefähr siebzehn Jahre lang haben die an der stolzen Tübinger Universität ansässigen leitenden Rhetoriker die wissenschaftliche Öffentlichkeit belogen, indem sie auf der institutseigenen Webseite den hundsordinären PR-Schwindel ihres früheren Chefs (er heißt Gert Ueding) vertuschten.Professor Knape schämt sich nicht

Das Ministerium lässt nun Brouillon gegenüber verlauten, die G‘schicht sei doch eh‘ bekannt, weil vor 20 Jahren durch die Presse gegangen. Von den siebzehn Jahren des wissenschaftlichen Fehlverhaltens schweigt es, und wenn jetzt, nach den Interventionen unseres Magazins, zwar keine Lüge mehr auf der Rhetorik-Website steht, sondern nur eine offenkundige Blödheit (Ein-Mann-Jury-Ueding, genau so sinnvoll wie die Rede von einem Ein-Mann-Chor): Das Ministerium findet’s in Ordnung, die Universitätsleitung schweigt, die wackeren akademischen Rhetorik-Experten für „strategische Kommunikation“ sowieso. In eigener Sache befolgen sie eine uralte k.u.k-Regel: „Tunlichst verwischen“. Und ducken sich weg.Professor Knape schämt sich immer noch nicht, wird aber unfreiwillig komisch

Bissl schamlos und peinlich

Was keinem der Pressorgane aufgefallen ist, die brav und dankbar für gratis-Inhalte die Pressemitteilung der Universität Tübingen vom neuen Preisträger für die Rede des Jahres 2017 abdruckten: Ist es nicht bissl schamlos, ja peinlich, den Chef der Institution auszuzeichnen, die Gelder gewährt? Den Preis erhielt ja kein an der Drittmittel-Finanzierung des korrupten Seminars Unbeteiligter, sondern der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Peter Strohschneider.

Wird die DFG das Institut für Allgemeine Rhetorik weiter fördern?

Ihn, den DFG Präsidenten also, lobten die versatilen Instituts-Juroren für seine „intellektuelle Redlichkeit“. Parbleu. Sollte eine Ehrung durch notorische Gauner einen unbestechlich Redlichen nicht eher irritieren als freuen? Sollte er nicht vielleicht höflich, aber bestimmt erklären, er könne sich würdigere Auszeichnungen vorstellen und verzichte ganz gern auf diese?Kann DFG-Präsident Strohschneider den Preis behalten?

Demnächst wird bekannt werden, was jetzt schon im Kapitel „Rede des Jahres“ aus dem Buch „Cafe Hölderlin“ von Christian Hörburger steht: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Übersetzung des vom gaunerischen Seminar herausgegebenen voluminösen Handbuchs der Rhetorik ins Georgische und Abchasische.