Viel mehr als bloß “Tauben vergiften”
Von Gerhard Jung
Endlich, endlich können auch minderbegabte Transskriptionierer (wie ich) guten Gewissens Lieder und Chansons vom großen Georg Kreisler in geselliger Runde am Klavier begleiten. Bis vor kurzem geisterten einige wenige brauchbare Noten im Netz herum, hergestellt von trefflichen Pianisten, denen ihr gutes Ohr genügte, um das auf der Schallplatte Gehörte in Noten umzusetzen, ohne dass allzuviel von Kreislers Raffinessen verloren ging. Meist aber war der Klaviersatz schlecht, arg versimpelt und zuweilen schlicht falsch.
Vor mir liegt nun der erste, 188 Seiten starke Band mit Kreisler-Chansons, die Thomas A. Schneider größtenteils von der Schallplatte in meisterhaften Notentext umsetzte, auch in Fällen, in denen der Meister selbst keinerlei schriftliches Material hinterlasen hatte. Sängerinnen und Sänger, Kleinkünstler und solche, die sich dafür halten, finden 31 Chansons vor, von denen jedes einzelne dem Repertoire zur Ehre gereicht.
Mitgewirkt hat Kreislers Witwe Barbara Kreisler-Peters, verlegt hat den Band der für seine Editionen “ernster Musik” renommierte Schott Verlag. Weitere Bände, sehr dankenswert, sind geplant, so dass wir am Ende auf eine Kreisler-Gesamtausgabe hoffen dürfen. Allerdings: für versimpelte Klavierbegleitung gibt es dann keine Ausrede mehr.
Info: Georg Kreisler, Lieder & Chansons, Band 1, herausgegeben von Thomas A. Schneider und Barbara Kreisler-Peters, im Schott-Verlag.