Tag der Arbeit – Recht auf Faulheit

“Wenn die Arbeiterklasse sich in ihrer furchtbaren Kraft erheben wird, um ein ehernes Gesetz zu schmieden, das jedermann verbietet, mehr als drei Stunden pro Tag zu arbeiten, so wird die alte Erde, zitternd vor Wonne, in ihrem Innern eine neue Welt sich regen fühlen.”

Paul Lafargue

Wachstum um jeden Preis, Steigerung der Produktivität, grausam zunehmende Arbeitsverdichtung, Taylorisierung auch der pflegerischen Praxis…

Neben dem “Recht auf Arbeit” und dem Recht, von dieser Arbeit auch leben zu können, ist es von Zeit zu Zeit vielleicht nicht überflüssig, an das “Recht auf Faulheit” zu erinnern, das zwar nicht von Marx höchstselbst (dem inzwischen sogar in der New York Times vom 30. April 2018 bescheinigt wird, er habe Recht gehabt), aber von seinem Schwiegersohn Paul Lafargue 1883 formuliert wurde, in seinem Pamphlet

Das Recht auf Faulheit

Widerlegung des Rechts auf Arbeit von 1848

Er bedauert, dass es keine jenseitige Hölle gibt, in der von rechts wegen auch gewisse Philanthropen zu schmoren hätten:

“Auf dem ersten Wohltätigkeitskongreß (Brüssel 1857) erzählte ein Herr Scrive, einer der reichsten Unternehmer von Marquette bei Lille, unter dem Beifall der Kongreßteilnehmer und mit der Genugtuung erfüllter Pflicht: »Wir haben einige Zerstreuungsmittel für Kinder eingeführt. Wir lehren sie während der Arbeit singen, während der Arbeit zählen. Das unterhält sie und läßt sie mutig die zwölf Stunden Arbeit antreten, welche nötig sind, um ihnen ihren Lebensunterhalt zu verschaffen.« 12 Stunden Arbeit, und was für eine Arbeit! Kindern aufgebürdet, die noch nicht 12 Jahre alt sind! Die Materialisten werden ewig bedauern, daß es keine Hölle gibt, in die man diese Christen, diese Menschenfreunde, diese Henker der Kindheit schicken kann!”

Drei Stunden Lohnarbeit maximal, das entspräche der 15-Stunden-Woche, und wäre vereinbar mit einer These von Marx, der in der Deutschen Ideologie schreibt:

“…daß in allen bisherigen Revolutionen die Art der Tätigkeit stets unangetastet blieb und es sich nur um eine andre Distribution dieser Tätigkeit, um eine neue Verteilung der Arbeit an andre Personen handelte, während die kommunistische Revolution sich gegen die bisherige Art der Tätigkeit richtet, die Arbeit beseitigt und die Herrschaft aller Klassen mit den Klassen selbst aufhebt, …”

 

Sepp Zeitblom